Der Neubau noch als Rohbau
Der Neubau noch als Rohbau

Schützenhallen – Neubau

Der Bau einer neuen Schützenhalle an alter Stelle

 

Den Schützen wurde in der Generalversammlung am 26. Januar 1975 erstmalig diese Vorhaben vorgestellt und zur Diskussion gestellt. Es wurde der Beschluss gefasst, dass ein Bauausschuss sich intensiv mit dem Vorhaben beschäftigen soll.

Die Versammlung benannte folgende Schützenmitglieder in den Bauausschuss: Josef Platte, Paul Gabriel, Josef Menke, Günter Schäfer, Paul Quinke, Peter Besting, Josef Heuel, Heinrich Klens, Franz-Josef Wiese, Johannes Koch und Gottfried Steinberg.

 

Dieser Ausschuss traf sich dann in der Folgezeit regelmäßig unter der Leitung von Josef Menke. Um keine Fehlinvestitionen durchzuführen, wurde zunächst ein Generalplan erstellt, der die nächsten 10 Jahre abdecken sollte. Festgestellt wurde, dass die Küche zu klein war und nicht den Anforderungen entsprach. Der Wirtschafts- und Thekenraum musste verlegt werden. Der alte Bühnenbereich sollte mit zur neuen Halle gehören und der und die neue Bühne sollte komplett angebaut werden. Das Dach der Halle war zu erneuern und sollte mit Leimholzbindern erstellt werden, damit die Stützen und Pfeiler im Innenraum verschwanden. Auch eine neue Heizungsanlage musste angeschafft werden.

Sehr schnell gelangte der Ausschuss zu der Überlegung, dass die geplanten Maßnahmen auf dem zur Verfügung stehenden Grundstück nicht realisiert werden konnten. Wegen der großen finanziellen Belastung, die auf die Mitglieder zukommen würde, sollte in jedem Fall versucht werden, die angrenzende Parzelle in Erbpacht zu bekommen. Die Herren Josef Rüenauver und Josef Platte wurden beauftragt, mit dem Grundstückseigentümer in Verhandlungen zu treten.

 

In drei Bauabschnitten sollte die Baumaßnahme durchgeführt werden:

1. Erweiterung in Richtung Süden um 5 m mit Neuerstellung eines abgetrennten Thekenraumes, der Verlegung des Speiseraumes sowie der Erweiterung der Küche.

2. Erweiterung der Halle nach Norden um ca. 5,5 m und Ausbau der Bühne.

3. Neues Dach mit Leimholzbindern und Trapezblecheindeckung.

 

Zugleich sollte die Erstellung der Außenwand nach Osten hin in Massivbauweise mit neuen Fenstern innerhalb der drei Bauabschnitte erfolgen.

Bei einer Besprechung mit Herrn Geisler vom Bauamt in Attendorn wurde den Schützen der Rat gegeben: „Wenn ihr schon baut, dann sofort etwas Richtiges!“ Einer Genehmigung seitens der Stadt stehe nichts im Wege, jedoch könne und dürfe wegen der Dorfstraße nur in nördlicher Richtung gebaut werden. Diese Meinung vertrat auch Herr Zart vom Kreisbauamt in Olpe. Herr Geisler zu Herrn Zart: „Helfen Sie den Herren aus Helden und machen Sie ihnen bitte keine unnötigen Schwierigkeiten.“

 

Am 26. Januar 1976 informierte der Bauausschussvorsitzende Josef Menke die Generalversammlung über den Stand der Planungen. Er machte die Verwirklichung des Vorhabens von dem noch zu tätigenden Grundstückserwerb abhängig. Weiterhin beschloss die Generalversammlung, für den geplanten Neubau Bausteine zu verkaufen. Eine spontane Hutsammlung erbrachte die stolze Summe von 1.000 DM.

 

Die Grundstücksverhandlungen ergaben, dass die Schützenbruderschaft vom Nachbarn Hermann Belke einen 4 m tiefen Streifen in ganzer Breite zu unserem Platz in nordwestlicher Richtung erwerben musste. Dafür sollte Herr Belke einen 2 m tiefen Streifen in ganzer Länge des Grundstücks von seinem Grundstücksnachbarn Hermann Baltes bekommen. Herr Baltes konnte wiederum dafür eine Fläche von unserem Brudermeister Josef Rüenauver in unmittelbarer Nachbarschaft erhalten. Über den Kaufpreis sollte zu einem späteren Zeitpunkt noch verhandelt werden. Diese Verhandlungen erübrigten sich, da Brudermeister Josef Rüenauver die besagten 500 qm Grundstück als Spende der Bruderschaft zur Verfügung stellte!!! Durch diese erfolgreiche Grundstücksaktion wurde eine wesentliche Voraussetzung für den Hallenneubau geschaffen.

 

Der erfolgreichen Bauausschusssitzung am 7. Mai 1976 wohnte dann auch erstmalig der Architekt August Sangermann aus Oberveischede bei. Er legte verschiedene Aufrisse und Ansichtszeichnungen vor. Einige Korrekturen wurden vorgenommen. Beim Nachbarn Hubert Klein wurde die Genehmigung für ein Fenster im neuen Speiseraum eingeholt.

 

Für den 2. Juli 1976 wurden die Mitglieder zu einer außerordentlichen Generalversammlung eingeladen. 150 Mitglieder folgten der Einladung. Die Tagesordnung umfasste die Punkte Hallenumbau bzw. Hallenneubau und deren Finanzierung. Nach ausführlichen Informationen durch den Bauausschuss und Vorstand wurde nach langer und sachlicher Diskussion beschlossen, den Hallenumbau in der dargelegten Form vorzunehmen und den Südwestteil (die Küche) zu erhalten. Man war übereinstimmend der Auffassung, so etwas Optimales zu schaffen.

 

Der Kostenvoranschlag belief sich auf ca. 375.000 DM. Davon sollten 125.000 DM durch Eigenleistung aufgebracht werden, d.h. jeder Schützenbruder erklärte sich bereit, 500 DM zu spenden und weitere 30 – 40 Arbeitsstunden zu leisten!

 

 

 

Die heutige Halle
Die heutige Halle

Eine großartige Eigenleistungsbereitschaft, die als „Modell Helden“ von den Medien bis weit ins Land hinein publik gemacht wurde und Vorbildcharakter hatte. Wegen der Höhe der Spenden ermöglichte die Vereinführung den Mitgliedern die ratierliche Zahlung über drei Jahre. Es sammelte sich ein beachtliches Guthaben, so dass für die veranschlagte Restfinanzierung nur noch ein Kredit über 150.000 DM aufgenommen werden musste. Alle Schützenmitglieder wurden schriftlich über diese Beschlüsse informiert und trugen in großer Einmütigkeit diese Entscheidungen mit. So entwickelte sich im Prinzip aus dem angedachten Hallenumbau doch ein Hallenneubau.

 

In der Folgezeit wurde vom Bauausschuss ein genauer Plan erstellt und die Bauabläufe wurden durchorganisiert. Der Oberveischeder Bauunternehmer Ludwig Sabisch stand uns mit Rat und Tat zur Seite und stellte uns die Erfahrungen, die der befreundete Nachbarverein beim Bau der eigenen Halle gemacht hatte, zur Verfügung.

 

Für die verschiedenen Arbeiten wurden Fachgruppen gebildet. Die Gesamtplanung wurde der ordentlichen Jahreshauptversammlung am 23. Januar 1977 vorgestellt. Zu dieser historischen Generalversammlung waren von 303 Mitgliedern 170 erschienen. Die Stimmung war einmütig hoffnungsvoll und alle waren voller Tatendrang.

 

Der Abbruch der alten Halle wurde für die Tage nach Karneval verabredet, denn auf dieses traditionelle Fest sollte unsere Heimatgemeinde nicht verzichten. Die erste Nutzung des Neubaus sollte, wie hätte es auch anders sein können, am 77iger Schützenfest stattfinden. Es standen also 4 Monate Bauzeit zur Verfügung.

 

Die notwendigen Anträge wurden inzwischen vom Architekten August Sangermann bei Stadt und Kreis gestellt und die erste, die „Abbruchgenehmigung“, bekamen wir am 18. Februar, die Genehmigung für die Erd- und Ausschachtungsarbeiten am 25. Februar und die für den Rohbau am 17. März. Dies waren alles nur „Teilbaugenehmigungen“, wie die durchaus üblich sind. Wie so oft in unserer Zeit ließ die endgültige, das gesamte Vorhaben absegnende Baugenehmigung auf sich warten, und man konnte nur kopfschüttelt feststellen, dass die Genehmigungsbehörden mit dem Tatendrang unserer Schützenbrüder und ihren baulichen Eigenleistungen kaum mithalten konnten. Es ließ sich nicht vermeiden, dass am Tage der Genehmigungserteilung bereits beachtliche Neubauteile ihrer Genehmigung harrten. Für das komplette Genehmigungspaket zahlte die Schützenbruderschaft stolze 10.000 DM.

 

Von nun an verging kein Tag, an dem nicht mit Hochdruck an unserem „neuen Haus“ gebaut wurde. Alle zur Verfügung stehenden Kräfte wuchsen an ihrer Aufgabe. Die Bautruppen wurden von der heimischen Gastronomie und Geschäftswelt mit Speis und Trank versorgt. Weiß doch bekanntlich jeder, dass ein hungriger Magen nicht gern Überstunden leistet. Alle bei Laune halten, das war das Gebot der Stunde und die Devise des Frühsommers 1977.

 

Unter der umsichtigen und auch fachlich kompetenten Aufsicht des Bauausschussvorsitzenden Josef Menke und seiner Mannen entwickelte sich unser Vorhaben zeit- und formgerecht. Alle Abteilungen waren voll im gesteckten Zeitplan und das Richtfest konnte kurz und heftig gefeiert werden. Doch schon am nächsten Tag begann wieder die Arbeit, der Tag X – das Schützenfest 1977 – stand sprichwörtlich vor der Tür.

 

Pünktlich am dritten Sonntag im Juli zog unser Schützenkönig Josef Schäfer mit seiner Gattin, Königin Carle, in unser neues Heim. Die Stimmung war überwältigend. Sie erreichte aber ihren Höhepunkt, als am nächsten Tage, am Schützenfestmontag, der erste Brudermeister als neuer Schützenkönig mit seiner Gattin Hanna in die neue Schützenhalle einziehen konnte.

 

Wieder einmal wurde der Begriff „Modell Helden“ gelebt und erlebt. Eine große Gemeinschaftsleistung der Heldener Schützenschar erlebte ihre Krönung und aus heutiger Sicht war sie das Paradestück, - das Highlight -, unserer nun 50jährigen Vereinsgeschichte. Sie blieb auch das Vorbild für künftige größere Eigenleistungen, über die an anderer Stelle berichtet wird.

 

Josef Rüenauver und Josef Menke wurden stellvertretend für viele, mit hohen Auszeichnungen bedacht. Dies war vor allem die Stunde derer, die in diesen Tagen und Wochen dabei sein durften. Dies war ein Geschenk der Schützen der Jahre 1976 und 1977 an die sich inzwischen verdoppelte Schützenschar!! An eine Aufnahmegebühr, wie bei anderen Vereinshäusern bzw. Sportanlagen üblich, wurde in Helden nie gedacht.

 

Die neue Schützenhalle kostete neben der enormen unbaren Eigenleistung laut Kassenbericht 304.366.98 DM. Für die aufgenommenen Kredite mussten wir im Jahre 1979 7.387,30 DM Zinsen zahlen. Ärgerliches Geld für eine Schützenbruderschaft. Und so sah der Vereinsvorstand seit dieser Zeit seine besondere Aufgabe darin, das „neue Haus“ stets gut zu bestellen und die Schulden so schnell wie möglich abzubauen.

 

Die Lasten waren überschaubar, das Werk vollbracht. Der 1. Brudermeister Josef Rüenauver, der sich in besonderer Weise eingebracht und um dieses Bauwerk verdient gemacht hat, wurde 1979 zum 1. Bürgermeister der Stadt Attendorn gewählt. Aus diesem Grunde bar er um seinen Rücktritt von diesem Ehrenamt, welches er nun 17 Jahre vorbildlich geführt und bekleidet hatte. Der 2. Brudermeister Josef Platte, der bereits 13 Jahre an der Seite von Josef Rüenauver „gedient“ hatte, wurde zum 1. Brudermeister gewählt. Seine erste Amtshandlung war die Kür von Josef Rüenauver zum „Ehrenbrudermeister“. Dazu erhielt er von der Generalversammlung das „St. Sebastian Ehrenkreuz“, die höchste zu vergebende Bruderschaftsauszeichnung.

Eigentlich endet hier die Kerngeschichte des Bau’s unserer neuen Schützenhalle. Diesen Chorgeist zu erhalten, sollte vornehmste Aufgabe für die weitere Vereinsführung bleiben.